Jerolim Malinar war ein kroatischer katholischer Aktivist, Intellektueller und Unternehmer, Initiator und Beteiligter an mehreren humanitären Aktionen, Mitbegründer und aktives Mitglied mehrerer katholischer Laienbewegungen und Organisationen, Redakteur bei mehreren Zeitungen, Philanthrop, Patriot, Lebensretter und Märtyrer.
Geboren am 30. September 1897 in Vrata (Gorski Kotar), Königreich Kroatien (damals Bestandteil der österreichisch-ungarischen Monarchie), gefoltert und getötet am 15. Juli 1945, verscharrt an einem bis heute unbekannten Ort.
Er wurde als das achtzehnte und letzte Kind von Martin Malinar (Bahnhofsvorsteher) und Margarete (geboren Beljan) geboren. Getauft wurde er in der Pfarrkirche Hl. Antonius von Padua in Fužine.
Die Lehre machte er in der Mühle in Fužine. 1913 übersiedelte er nach Zagreb und besuchte die Eisenbahner-Schule, anschließend arbeitete er bei der Bahn als Elektromechaniker. Bei seiner Ankunft in Zagreb suchte er mit seiner Mutter die Herz Jesu Basilika auf, wo er bis zu seiner Ermordung täglich an Gottesdiensten teilnahm. Mit dem Jesuitenorden, der die Basilka betreut, blieb er stets geistlich sehr verbunden: sein geistlicher Begleiter und Beichtvater war P. Josip Müller. Als er 23 war, waren bereits beide Eltern verstorben.
Weil er von Geburt an die Härte des Lebens in Entbehrung zu spüren bekommen hatte, nahm er sich zu seinem Lebensziel, Menschen in Not immer beizustehen. Um sich karitativ betätigen zu können, trat er 1919 dem Kroatischen Katholischen Jugendverein "Kačić" bei, wo er die katholischen Granden Dr. Ivan Merz (selig gesprochen 2003), Dr. Ivan Protulipac (umgebracht vom jugoslawischen Geheimdienst UDBA in Triest, 1946), u.a. kennenlernte.
Im Jahre 1920 gründete er den katholischen Verein "Eckert" (zu Ehren von Rudolf Eckert, dem Journalisten und Gründer der ersten kroatischen katholischen Tageszeitung). Er organisierte eine Unterkunft für mittellose Gesellen in Familien seines Bekanntenkreises und gründete ein Gesellenheim, wofür er das Mobiliar eigenhändig herstellte.
1921 wurde er verantwortlicher Redakteur der katholischen Zeitung "Jugend", später wurde er Chefredakteur von "Volkspolitik", sowie Redakteur von "Katholisches Blatt", "Sonntag", und "Bauernzeitung".
1922 wurde er Sekretär des neu gegründeten "Kroatischen Katholischen Jugendverbandes".
1923 war er einer der Mitbegründer des "Kroatischen Katholischen Adlerverbandes", betätigte sich dabei als Organisator (z.B. für Wallfahrten nach Rom, etc.) Als 1928 sein Freund Ivan Merz im Rufe der Heiligkeit starb, gab er dessen Eltern, auf ihre Bitte hin, seine Vereinsuniform, in welcher Merz dann bestattetet wurde, die zur Reliquie wurde, als Merz 2003 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen wurde.
Im Laufe seiner Vereinstätigkeit befreundete er sich mit vielen herausragenden katholischen Laien und Geistlichen wie: P. Ante Alfirević, Ivan Bortas, Prof. Mirko i Ivan Cerovac, Dr. Avelin Ćepulić, Dr. Franjo Dujmović, Prof. Zvonimir Fržop, Dr. Ivo, Karlo i Viktor Glowatzky, Dr. Đuro Gračanin, Josip Horvat, Stjepan Kemfelja, Dr. Marko Klarić, Dr. Mijo Lehpamer, Dr. Milivoj Mostovac, Dr. Feliks Niedzielski, Prof. Ivan Oršanić, Ing. Dragutin Stiperski, Dr. Slavko Šarić, Dr. Lav Znidarčić, Prof. Dušan Žanko u.v.a.
1927 heiratete er Vera Jesensky, Tochter eines Goldschmiedes und Uhrmachers aus Karlovac. Sie bekamen fünf Kinder: Mladen, Boris, Blanka, Jerko und Hrvoje. Mladen starb kurz nach der Geburt. Seine Mutter Vera meinte später, dass er durch Unterernährung und Unterkühlung starb, weil Ihr Mann darauf bestand, dass die Arbeiter in seiner neu gegründeten Buchbinderei einen ordentlichen Lohn erhalten, wodurch für seine Familie oft sehr wenig übrig blieb. Mit enormer Arbeitsleistung und mit Hilfe seiner Frau baute er seine kleine Buchbinderei zu zweitgrößten in Zagreb aus, mit modernsten Maschinen; die erste Kroatische Enciklopedije wurde bei ihm gebunden. Wegen seiner Unternehmungslust und seines Fleißes, wegen seiner Frömmigkeit, seiner unerschütterlich festen Prinzipien, sowie wegen seiner Anständigkeit und Selbstlosigkeit wurde er von seiner ganzen Familie hoch geschätzt und geliebt.
Er war Phaleristiker und besaß zu seiner Zeit die größte Ordenssammlung in Kroatien und schrieb das Buch "Kroatische Orden" (herausgegeben 1943 von der "Gesellschaft des Hl. Hieronymus"). Die Sammlung wurde vom jugoslawischen Regime konfisziert und befindet sich heute im Zagreber Stadtmuseum. Er selbst bekam 1934 von Papst Pius XI. für seine Verdienste für die Römisch Katholische Kirche einen Ehrenorden in Silber verliehen.
1941 begrüßte er, wie alle patriotischen Kroaten, nach zwei Jahrzehnten der schwersten Unterdrückung im Königreich Jugoslawien die Gründung der NDH (Unabhängiger Staat Kroatien). Er trat der Ustaša-Bewegung bei. Jedoch alle hohen Stellen und Privilegien, die ihm von den Machthabern angeboten wurden, lehnte er ab. Er engagierte sich lieber weiterhin ehrenamtlich als Leiter der Sozialhilfe Zagreb-West, wo er allen Bedürftigen half, ungeachtet ihrer Nationalität, politischer Ansichten oder Religion. Viele Dankesbriefe an ihn aus dieser Zeit sind noch erhalten.
Die anfängliche Begeisterung über die Ustascha-Regierung wandelte sich unter den Katholiken in eine große Enttäuschung, sobald bekannt wurde, wie inhuman und menschenrechtswidrig sie mit Minderheiten und politisch Andersdenkenden umging. Da das Kriegsgericht die Angeklagten sehr oft zum Tode verurteilte, schlug ihm P. Josip Müller, der dort den Verurteilten die letzten Sakramente spendete, vor, dem Gericht als Schöffe beizutreten, um den ungerechten Urteilen -insbesondere den Todesurteilen- entgegenzuwirken. Nach Beratung mit seiner Frau Vera lehnte er jedoch ab. Als aber Erzbischof Alojzije Stepinac in einem persönlichen Gespräch betonte, dass diese Gerichtsverfahren als "ein ewiger Schandfleck in die Geschichte des kroatischen Volkes eingehen werden", gab er schließlich nach.
Im April 1944 trat er dem Kriegsgericht bei und radikalisierte sein ohnehin sehr spartanisches Leben: er begann noch mehr zu beten, übereifrig zu fasten und tat allerlei schmerzhafte Buße, auf dass ihm Gott Kraft gebe, im Gericht das eine oder andere Todesurteil abzuwenden. Das gelang ihm, zusammen mit anderen Katholiken im Senat, in 15 Fällen. Abgesehen von zwei wegen Korruption verurteilten Ustascha-Ofiziere, wurden während seines Mandates kamen keine Todesurteile durch. Man spricht heute von der "Malinar Liste" in Anspielung auf "Schindlers Liste". Dem Regime wurde das ein Dorn im Auge. Aber trotz Drohungen stimmte er weiterhin gegen die Todesurteile, ganz gleich ob es sich bei den Beschuldigten um Kroaten, Serben oder Kommunisten handelte.
1944 versuchten einige kroatische Patrioten einen Putsch gegen das Ustascha-Regime (puč Lorković-Vokić). Sie hatten vor, mit den Alliierten in Kontakt zu treten, um Verhandlungen über die Nachkriegszeit aufzunehmen (wie es der selige Kaiser Karl auch tat), um das Überleben des Landes zu sichern. Auch er beteiligte sich und bekam die Aufgabe, mit dem Leiter der HSS (Kroatische Bauernpartei), Augustin Košutić, über deren Regierungsübernahme zu sprechen. Dieser floh aber zu den "Partisanen". Da für die dort dominierenden Serbo-Kommunisten ein Fortbestehen eines kroatischen katholischen Staates nicht in Frage kam, verrieten sie über ihre Kanäle der SS die Verschwörung, woraufhin diese die Regierung informierte. Die Hauptverantwortlichen wurden verhaftet, die anderen wurden verschont, da die Wehrmacht eine große Säuberungsaktion vermeiden wollte, da sie eine Fluchtwelle zu den Partisanen befürchteten, oder weil sie von der Kirche beschützt wurden, wie vermutlich auch er.
Als ihn alle gegen Ende des Krieges vor den Grausamkeiten der "Partisanen" warnten und ihm die Flucht ins Ausland empfahlen, lehnte er das ab, da er -wie Kardinal Stepinac- ein reines Gewissen hatte. Er wollte sich auch auf Anraten seines Freundes Viktor Kmoniček nicht vorübergehend bei ihm verstecken. Dieser war Kommunist und somit war Jerolim für ihn politischer Feind, aber er schätzte ihn als Mensch so sehr, dass er für ihn damit sein Leben riskiert hätte.
Am 9.Mai 1945, einen Tag nach ihrem Einmarsch in Zagreb, entführten ihn die "Partisanen" in Schlafmantel und Hausschuhen aus seinem Haus, seine Frau Vera fand ihn später in deren Kommandostab mit einem Draht gefesselt. Ab dann wurden der Familie Besuche verboten. Vera übergab den neuen Behörden mehrere Begnandigungsgesuche von einflußreichen Leuten, u.a. Vladimir Nazor, die wussten, dass Jerolim unschuldig war und überdies einigen Kommunisten das Leben gerettet hatte. Es half nichts, am 15. Juni 1945 wurde er hingerichtet, die Familie bekam erst im September ein Telegramm, dass Jerolim Malinar "im Namen des Volkes" als "Feind des Volkes" hingerichtet worden war und sein ganzes Hab und Gut konfisziert werde.
In der Nacht seiner Hinrichtung erlebte seine Frau etwas Übernatürliches. Sie wachte plötzlich auf und sah ihren Mann vor ihr, blutverschmiert und voller Blutergüsse, wie er fast nackt (sein eigenes Grab) schaufelte. Er sagte zu ihr, dass er von Gott die große Gnade erhalten habe, sich von ihr verabschieden zu dürfen, dass sie auf die Kinder aufpassen solle, dass er sie liebe, und dass sie seine Henker nicht hassen solle. Ihre lauten Schreie weckten die Kinder, die dachten, dass ihre Mutter bloß Alpträume habe, doch bald erführen sie aus der Zeitung, dass ihr Mann und Vater in dieser Nacht hingerichtet wurde.
Aufgrund der Beschlagnahme verlor seine Frau Vera das Haus und das fast ganze Hab und Gut. Ihre Bürgerrechte und somit Arbeitserlaubnis wurden ihr auf viele Jahre entzogen.
Als gläubiger und engagierter Christ wurde Jerolim Malinar einer der Hundert Millionen Märtyrer atheistischer Regime, von Stalin und Hitler über Pol Pot bis zu Tito. Überdies wurde er auch deswegen umgebracht, um Spuren zu verwischen, dass Katholiken gegen die Ustascha-Diktatur waren und gegen deren Verbrechen gewirkt haben. Diese Tatsachen passten den antikroatischen und antikatholischen Kräften nicht, die das kroatische Volk als genuin "faschistoid" brandmarkten, und es bis heute in linken Medien noch immer tun. (Stichwort: Verbot der Gedenkmesse für die Opfer des Massaker von Bleiburg).
Jerko Malinar, Österreich, 2019